Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

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Pikehunter
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Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Pikehunter »

Hallo!

Habe vor mir eine Wurmfarm anzulegen (ww) ! Habe mir schon einiges hir im Forum durchgelesen. Aber was ist der Unterschied zwischen Kalk und Urgesteinsmehl ? Kann ich beides für den PH Wert nehmen?

Gruß Pikehunter
Rüdiger
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl

Beitrag von Rüdiger »

Hallo Pikehunter,

Kalk ist gemahlener Kalkstein und besteht aus Calciumcarbonat und ebentuell etwas Magnesiumcarbonat.

Urgesteinsmehl hingegen ist gemahlenes Vulkangestein, dass neben Siliziumoxid, viele weitere Mineralien enthält. Je nach Gesteinsart sind auch 8-12 Prozent Kalk enthalten, so das es selbstverständlich auch zur Stabilisierung des ph-Wertes in der Wumkiste, einen Beitrag leisten kann.

Schaue mal auf der Hauptseite von Wurmwelten und suche mal nach Urgesteinsmehl, da findest du einen Artikel mit erschöpfenden Informationen.

Immer daran denken, erst eine Schicht Futter auftragen und dann Kalk oder Gesteinsmehl überstreuen, da beim direkten Kontakt mit den trocken Mineralien deine Würmer Schaden nehmen können.

Freundliche Grüsse
Rüdiger
Pikehunter
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Pikehunter »

Danke für die schnelle Antwort!

Kann ich da jeden Kalk kaufen ( Rasenkalk, Gartenkalk,.....) und auf was muss ich achten?
Rüdiger
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Rüdiger »

Na ich würde Urgesteinsmehl kaufen.

10 kg für um die 7 Taler im Baumarkt.

Ansonsten ist jeder "Gartenkalk" geeignet. Granulat geht auch. Nur keinen Branntkalk kaufen, steht dann aber so darauf, der ist sehr reaktiv und ätzend, dass ist für die Wurmkiste zu "scharf".
Robrob
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Robrob »

Nur bitte unbedingt darauf achten, dass du Kalk gut verteilst / in kleinen Dosen einbringst.
Ich habe Gartenkalkkügelchen aus dem Baumarkt genutzt und dadurch einige Würmer verloren. Die hohe lokale Kalkkonzentration hat Ihnen nicht gut getan.
Also wie Rüdiger sagte, am Besten immer auf die feuchten Gemüsereste streuen und die Menge gering halten - vor allem bei purem Kalk.
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Peter_86
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Peter_86 »

Bei der Zersetzung entstehen Säuren, die das Substrat mit der Zeit versauern lassen. Da sich die Kompostwürmer nur im pH-Bereich von 7 – 5 wohlfühlen, muss man das Versauern durch regelmäßige Kalk-Zugaben stoppen.
Kalk sollte man als feines Pulver und wenn möglich regelmäßig in kleinen Dosen in die Wurmfarm geben, denn die Würmer mögen keine zu starken pH-Schwankungen. Miss etwa 1-mal im Monat den pH-Wert. Wenn der eher im Bereich von 6 - 5 liegt, muss man die Kalkzugaben erhöhen. Das kann passieren, wenn man viel saures Futter in die Farm gibt, z. B. Kaffeesatz (kann man auch vorher mit etwas Kalkpulver mischen), Apfel, Banane, Birne, Kiwi, Rhabarber, sauer Eingelegtes, Tomate, siehe auch hier: viewtopic.php?f=4&t=406&hilit=messung).
Im Baumarkt, Gartencenter usw. KEINEN Branntkalk (=Calciumoxid, ungelöschter Kalk, Ätzkalk) kaufen, dieser ist ätzend (Name!) und würde den Würmern und deiner Haut schaden.
Man sollte nur kohlensauren Kalk (=Calciumcarbonat) kaufen, wenn möglich als (feines) Pulver, also nicht gekörnt / als Granulat. Manchmal enthält Gartenkalk auch noch zusätzliche Mineralien, z. B. Magnesium und Eisen. Diese sollten den Würmern in geringen Mengen nicht schaden*.
Als Kalkquelle kann man auch zu Pulver vermahlene Eierschalen verwenden.

* Was Würmern schadet, sind z. B. zu hohe Mengen an mineralischen Phosphat-, Stickstoff- u. Kaliumdüngern und hohe Mengen an Salzen (Natriumchlorid, Kaliumchlorid), darum darf man auch keine normale Blumenerde in die Wurmfarm geben, da diese meist NPK-gedüngt wurde und zu salzig ist.

Urgesteinsmehle sind vermahlene vulkanische Gesteine (zum Teil wird der Begriff auch für vermahlene metamorphe Gestein wie Gneis benutzt). Je nach Produkt können Urgesteinsmehle aus einem o. mehreren Ausgangsgesteinen hergestellt worden sein und enthalten evtl. noch Zusätze wie Tonmineralien und andere Mineralien, die von Bodenorganismen und Pflanzen als Spurenelemente benötigt werden. Spurenelemente sind
z. B. Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium u. Silizium. In relativ geringen Mengen brauchen Pflanzen auch die Spurenelemente Mangan, Kupfer, Molybdän, Bor, Nickel, Zink und Kobalt (in zu hohen Mengen sind einige davon schädlich, z. B. Kupfer, Zink).
Für die Wurmfarm sollte man nur Urgesteinsmehle aus basischen Ausgangsgesteinen wie Diabas verwenden, aber keine aus sauren Ausgangsgesteinen wie Basalt, Gneis u. Granit. Ausgangsgesteine, Mineralien, Zusammensetzung u. pH-Wert sind in der Regel auf der Verpackung angegeben.

Der „Mineral Mix“ enthält sowohl Kalk als auch Mineralien/Spurenelemente, die die Würmer zur Vermehrung benötigen.

Pflanzenkohle und Tonmineralien wie Bentonit kann man zur Wurmfarm zugeben, muss dies aber nicht unbedingt tun. Beides kann die Qualität des entstehenden Wurmhumus noch weiter verbessern.

Tonmineralien können mineralische Nährstoffe gut speichern. Kompostwürmer und einige andere Bodentiere (siehe hier: viewtopic.php?f=6&t=1376&p=12487&hilit= ... exe#p12487) nehmen Tonmineralien zusammen mit Futter auf und bilden Ton-Humus-Komplexe, die mit dem Kot ausgeschieden werden. In der Natur nehmen die Bodentiere die Tonmineralien aus tieferen Bodenschichten und zum Teil auch über Erdreste im Kompost auf (auch in die Wurmfarm kann man Pflanzenreste geben, an denen noch Erde aus dem Garten klebt).
Tonmineralien und Ton-Humus-Komplexe enthalten Poren, in denen größere Mengen an Wasser und Nährstoffen gespeichert werden. Dadurch trocknet der Boden nicht so schnell aus, und Nährstoffe werden nicht so schnell durch Regen u. Bewässerung ausgewaschen. Die Poren dienen außerdem als Lebensraum für nützliche Mikroorganismen (Bakterien, Pilze). Ton-Humus-Komplexe sorgen außerdem für einen krümeligen Boden, der nicht so schnell verschlämmt.
Wenn z. B. die Erde der Balkonpflanzen sehr schnell austrocknet, lohnt sich eine Zugabe von Tonmineralien zur Wurmfarm: Dann kann man den Wurmhumus unter die Erde mischen, so dass Wasser länger gespeichert wird.

Pflanzenkohle (auch Biokohle) entsteht bei der Pyrolyse (z. B. „Holzvergasung“) von pflanzlichen Materialien, in der Regel Holz. Pflanzenkohle enthält sehr viele Poren, welche Lebensraum für Mikroorganismen sind und viel Wasser und Nährstoffe speichern können. Pflanzenkohle zersetzt sich kaum und hat die Eigenschaft, Mineralien relativ fast zu binden, und dient so im Boden als Nährstoffspeicher, der lange erhalten bleibt und nicht so schnell ausgewaschen werden kann.
Wichtig: Nur zertifizierte Pflanzenkohle kaufen (Europäisches Pflanzenkohle Zertifikat, Grenzwerte siehe hier: http://www.ithaka-journal.net/europaisc ... zertifikat), KEINE Grillkohle verwenden! Gerade billige Grillkohle kann Schwermetalle und Giftstoffe wie krebserregende Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten.
Bei Pflanzenkohle sollte der Anteil im Wurmhumus nicht mehr als 20 % betragen (siehe hier:
viewtopic.php?f=3&t=328&p=9681&hilit=Pf ... +%25#p9681), also nur in kleinen Mengen zugeben. Bei höheren Konzentrationen werden wahrscheinlich zu viele Mineralien / Nährstoffe gebunden.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von juergen_at »

"... darum darf man auch keine normale Blumenerde in die Wurmfarm geben, da diese meist NPK-gedüngt wurde und zu salzig ist. ..."

Wie ist das mit "verbrauchter" Pflanzerde. Ich habe viele Töpfe auf der Terrasse in denen letztes Jahr Tomaten waren. Ist da der Dünger nicht schon futsch?
Rüdiger
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Rüdiger »

Hallo Jürgen,

für die "verbrauchte" Erde empfehlen sich zwei Möglichkeiten.

Die leicht wasserlöslichen Düngesalze in der Erde dürften nicht mehr vorhanden sein. Kleine Mengen sind auch nicht das Problem. Die Substrate dürften hauptsächlich aus Torfmull bestehen und der wird von den Würmern gefressen. Allerdings bist du mit einem kleinen Wurmkomposter schnell an der Mengengrenze.

Da ist es besser, dass "verbrauchte" Substrat aufzubereiten und mit Wurmhumus aufzufrischen.

Prüfe die Erde auf Schädlingsbefall.

Nimm die obere Erdschicht beiseite, hier sammeln sich auch die meisten Salze.

Trenne die Wurzelmasse von der Erde und siebe die feinen Reste ab.

Um die alte Struktur wieder herzustellen gib Kokoshumus dazu. Auch etwas Perlite kann man noch zugeben.

Dieses Volumen fülle mit zehn Prozent Wurmhumus auf. Auch anderen organischen Dünger kann man noch zugeben (Hornspäne/-grieß, Schafwolle, Guano, Sojaschrot, etc.).

Diese Mischung, feuchtest du noch an, so das sich die Mischung gut anfühlt. Lass das ganze in belüfteten Behälter noch ein wenig reifen.

Dieses aufbereitete Substrat kann man noch mit bis zu einem Drittel "frischen" Substrat verschneiden.


Ich verfahre hier mit 200 bis 300 Litern Substrat für Balkongemüse, jedes Jahr so. Das funktioniert prima und ist schon aus logistischen Gründen eine gute Alternative.

Freundliche Grüße
Rüdiger
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von juergen_at »

danke für den tipp. das hört sich ganz gut an!
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Peter_86
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Re: Kalk, Urgesteinsmehl, Pflanzenkohle

Beitrag von Peter_86 »

Das einzige, wo ich die alte Erde nicht wieder verwenden würde, ist wenn es Pilzkrankheiten an den Pflanzen gegeben hat, wie z. B. Welkepilze an Paprika oder Braunfäule an Tomaten u. Kartoffeln. Die Pilzsporen können durch Regen bzw. durchs Gießen in die Erde gewaschen worden sein und könnten im nächsten Jahr die gleiche Pflanzenart oder - je nach Erreger - zum Teil andere Pflanzen derselben Familie oder sogar anderer Familien infizieren (z. B. kann Mehltau Gurken, u. Kürbis / Zucchini befallen, aber auch Erbsen und bei feuchtem Wetter auch Tomaten).

In diesem Fall würde ich die belastete Erde entweder in den Biomüll entsorgen oder in einen Gartenkomposter mit Heißrotte (z. B. ausgelöst durch Pferdemist) zur Abtötung der Erreger.
Oder man pflanzt andere Pflanzen, die mit Sicherheit nicht vom Erreger befallen werden. Beispiel: wenn man Braunfäule an Tomaten hatte, nimmt man die alte Erde, frischt sie auf und baut darin z. B. Gurken oder Bohnen an.
Die ganze Masse des oberflächlichen Humus ist durch die Körper der Regenwürmer hindurchgegangen. Man kann bezweifeln, dass es noch viele andere Tiere gibt, welche eine so bedeutende Rolle in der Geschichte der Erde gespielt haben. (Charles Darwin)
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