Wenn das nicht Biologie ist
Wer den Begriff Bio da daran hängt, wo irgendwie Biologie (Leben) vorkommt, schließt da aber auch pauschal alles ein, was
Siegel zu (pflanzlichen) Bioprodukten ausschließen (und weniger oder mehr erfolgreich kontrollieren): Gentechnik, Kunstdünger, Pestizide, Klärschlamm usw.
Wenn man also Begriffe verwendet, sollte man definieren, was genau man damit meint und wie genau man das umsetzt. Nur wenn man über gleiches diskutiert, wäre so eine Diskussion zielführend.
Industrieproduktion?
Nun, zwei, drei Pflänzchen im Wassertöpfchen sind Hobby zu Freude, und vielleicht liefern sie auch mal einen Beitrag zu einer Mahlzeit.
Wenn man ein paar mehr Menschen richtig satt machen will, ist das in der Praxis industrielle Produktion, in allen Anbauverfahren. Das beginnt schon mit der Monowirtschaft auf der Fläche.
Bspw. in Japan gibt es die industrielle Hydroponik. Da werden in mehreren Hochhausetagen mit mehreren Ebenen unter Kunstlicht und künstlicher Fütterung Gemüse produziert, mitten in der Stadt. Das Ganze unter Reinraumbedingungen nahe einer Halbleiterproduktion, damit man Schädlinge und Gifte draußen halten kann und so auf einen Pestizideinsatz komplett verzichten kann. Man könnte auch sagen: Den Balkongarten mal konsequent aufgebohrt.
Klar ist solches Gemüse empfehlenswerter als manches aus herkömmlicher konventioneller Produktion (die ich nicht pauschal verunglimpfen würde), und losgelöst von draußen ist man unabhängig vom Wetter, der Jahreszeit usw., und auf einer gegebenen Bodenfläche hat man nicht eine Ebene Nutzpflanzen, sondern gerne auch hunderte.
Wer jetzt den Glauben hat, der Mensch weiß alles und beherrscht alles, er beherrsche die Natur und ist besser als die Natur, kann sich jetzt zufrieden zurücklehnen.
An anderer Stelle hatte ich schon darauf hingewiesen, dass man Pflanzen als Futter oder als Heilpflanzen betrachten kann. Vermutlich muss man nicht ausschließlich Heilpflanzen verzehren, aber nur Futter könnte auch ein Problem sein.
Die Idealvorstellung dürfte immer noch sein, dass der Genuss eines Apfels die Apotheke erspart und nicht, dass man zusätzlich zum Apfel die Mineralien, Vitamine und sonstigen Sekundärstoffe per Pille aus der Apotheke besorgen muss oder sich gar wegen des Apfels einer gesundheitlichen Gefährdung unterzieht (Stichwort Apfelallergie).
Hydroponik ist ein sehr gutes Beispiel, wie sich eine in großen Teilen moderne, geschlossene Kreislaufwirtschaft aufbauen lässt, der einerseits preisgünstig und andererseits ökologisch sinnvoll ist.
Stimmt. Manchmal (zunehmend) wird es nicht nur preisgünstig und sinnvoll sein, sondern sogar notwendig, sich von der Umwelt abzukapseln.
Eines sollte man aber akzeptieren und im Hinterkopf behalten: Auch Pflanzen sind Wesen mit Individualität. Sie ernähren sich, weil und indem sie mit dem Bodenleben kommunizieren und dort ihre Ansprüche anmelden und derart auch bedient werden. Eine selbstbestimmte Ernährung ist etwas anderes als eine Fütterung (Düngung) oder gar Druckbetankung. Man könnte sich so etwas am Beispiel der eigenen Person versuchen zu verdeutlichen.
Ein Ansatz, der in der Praxis schon vielfach erfolgreich angewendet wird, aber in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht vorkommt, ist die regenerative Landwirtschaft. Durch ein Maß an "zurück zur Natur" kann diese unter konventionellen Bedingungen (und deren Erträgen) BIO produzieren. Pestizide und Kunstdünger wären da nicht ideologisch untersagt, aber deren Einsatz verringert sich deutlich bis gegen Null, weil sie zunehmend nicht mehr benötigt werden (und nebenbei auch eine Menge Geld kosten).
Wenn ich mal BIO als natürlich wachsend in natürlichen Bedingungen eigendefiniere: Es sind anteilmäßig nicht sehr viele Pflanzen, deren natürliches Vorkommen darauf fußt, ihre Wurzeln in eine Wasserlösung zu hängen und sich derart zu ernähren. Mit Algen, Tang usw. wäre man aber gut dabei.