Das ist kein Wissen aus irgendwelchen Prospekten. Vielmehr ist das etwas Grundwissen zur Abwasserreinigung, mit dem ich mich zu beschäftigen hatte, als ich den Filter zu meinem Koiteich geplant habe. Hier finden analoge Prozesse statt - nur werden nicht die Exkremente von Menschen, sondern von Fischen abgebaut.Eberhard hat geschrieben: Sa 25. Aug 2018, 12:49Steht in den bunten Prospekten auch, wie lange die Mikroorgansimen auf den zu behandelden Schlamm wirken?
Es wird auch kein Schlamm behandelt. Vielmehr wird in der Kläranlage ein Belebtschlamm erzeugt und in der Schwebe gehalten. Und die Organismen in diesem Schlamm reinigen das Wasser.
Die Bakterien sind omnipräsent, kommen also überall vor. Normalerweise leben sie im Boden und sind am Abbau von organischer Materie beteiligt. Sie werden vom Wind verblasen (als unsichtbarer Feinstaub) und können sich in jedem neu entstandenen Gewässer ansiedeln, welches ihnen akzeptable Lebensbedingungen bietet.Eberhard hat geschrieben: Sa 25. Aug 2018, 12:49Das es welche gibt, ist ja kein Kunststück. Ob es die benötigten für bestimmte (neue!) Stoffe in ausreichender Anzahl gibt, dann schon eher.
Und was die Anzahl betrifft - wenn weniger Stickstoffverbindungen abzubauen sind, dann geht auch die Bakterienpopulation zurück. Aber keiner käme auf die Idee, zusätzliches Abwasser zuzuführen, nur damit die Mikroben im Filter genug zu fressen bekommen. (Außer beim Einfahren der Anlage.)
Diesen Aufwand betreibt man nicht. Es siedeln sich Nitrifikanten (zum Beispiel Bakterien der Gattungen Nitrosomonas, Nitrospira) an. Dem Betreiber der Anlage ist völlig egal, wie diese mit dem Vornamen heißen. Die mikrobiologische Untersuchung spart man sich.Eberhard hat geschrieben: Sa 25. Aug 2018, 12:49Da müsste allerdings mikrobiologisch untersucht werden, was etwas Aufwand erfordert: Mikroskoptechnik, die ausreichend vergrößert und artensortiert zählen kann sowie Menschen, die Mikroben nach Arten unterscheiden können sowie wissen, was welche Mikrobe so anstellt, tut und frisst.
Nitrifikanten benötigen zum Leben Ammonium, welches sie aus dem Abwasser beziehen und oxidieren dieses zu Nitrit. Andere Bakterien wiederum nutzen dieses Nitrit (NO²) und oxidieren dieses zu Nitrat (NO³). Dieses Nitrat ist für Fische ungiftig und darf bei mir ersteinmal im Teichwasser verbleiben.
In einer Kläranlage passiert mit unseren Fäkalien dasselbe. Während Fische das Ammonium direkt ausscheiden können, müssen wir Landlebewesen den Umweg über Harnstoff nehmen. Dieser wird üblicherweise schon auf dem Weg zur Kläranlage zu Ammonium umgesetzt.
Eine mikrobiologische Analyse kann ich nicht leisten und brauche ich nicht. Es reicht völlig aus, die Konzentrationen von Ammonium, Nitrit und Nitrat zu messen. Dann weiß ich, wie gut der biologische Filter arbeitet.
Bei mir im Filter nutze ich allerdings keinen Belebtschlammflocken, sondern Hel-X Aufwuchskörper als Trägermaterial für den Biofilm, in dem die Bakterien leben. Die älteren Teile sind schon ein wenig braun geworden, das ist der sichtbare Biofilm.
Pfiffikus,
der Dir damit einen Kleinen Einblick in diese Prozesse geben möchte