Laubkompost

Fragen zu Komposthaufen? Haben Sie einen Haufen Pferdemist der entsorgt werden muss?
Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von Eberhard »

Urin ist nicht nur bei Nährstoffen interessant, sondern auch schon bezüglich der Rotte im anzustrebenden C:N-Verhältnis.
Siehe auch Urin als Dünger. Auch der Mensch ist eine Stoffwechselmaschine, und es soll ja auch solche geben, die sich nicht mit chemischem Essen, Drogen und Medikamenten vollpumpen, wo also die Abfälle nicht per Sondermüll zu beseitigen sind. Das erspart durchaus manche Schaufel Urgesteinsmehl (wenn man sich überwinden kann, das Bad als teuersten Teil der Wohnung und insbesondere das Wasserklosett halblinks liegen zu lassen).
Zuletzt geändert von Eberhard am Mo 30. Dez 2019, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von freestyle »

Rob Hopkins hat in seinem Buch Energiewende. Das Handbuch: Anleitung für zukunftsfähige Lebensweisen bereits von der Nutzung von Urin als Dünger geschrieben.

In Weimar läuft ein Projekt zum Thema https://www.goldeimer.de/urin-spenden-mit-der-p-bank/.

Auf meinen Laubkompost kommt auch regelmäßig Urin. Hab auch schon Gartenfeten erlebt, wo dem männlichen Teil der Gäste gesagt wurde - immer schon auf den Komposthaufen. :D

Ist glaub ich verbreiteter als gedacht. Es wird halt wenig / selten darüber geredet.

Meine Laufhaufen schrumpfen so vor sich hin. Als es Anfang Dezember nochmals so sonnig und trocken war, habe ich mir noch einen großen Sack voll Laub vom Waldesrand geholt. Überhaupt schaue ich bei jeden Spaziergang nach geeigneten Material. Nächstes Jahr werde ich definiv mehr Laub sammeln.

Gruß
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Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von Eberhard »

In Weimar läuft ein Projekt zum Thema:
Derzeit spülen wir eben diese wichtigen Nährstoffe über das Abwasser­­system ungenutzt ins Nirvana. Zusammen mit der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt), der Bauhaus-Universität Weimar und unseren Freunden von werkhaus läuft seit Mai 2019 ein spannendes Pilotprojekt auf dem bauhaus Campus in Weimar: die P-Bank!
So etwas reizt mich zur Diskussion an.

1) Bei "Projekt" stelle man immer die Frage nach Nachhaltigkeit. Reden wir in zwei Jahren noch darüber, wenn die ausgereichten Fördermittel ausgelaufen und das Tamtam rundherum abgeklungen ist?

2) Eine Insellösung ist ein Alibiansatz, aber keine tiefgreifende Lösung.

3) Dass unser Abwassersystem eine Perversion darstellt, ist jedem klar, der sich auch nur wenig damit beschäftigt. Nährstoffe und Spurenelemente, die überall vorhanden sind, werden mit gutem Wasser bis Trinkwasser zu Abwasser verarbeitet und davongespült, in erheblichen Mengen dann auch in Meere gespült. Dort richten sie dramatische Umweltschäden an: Ankurbeln von Algenblüte, nach dem Absterben der Algen sinken diese zu Boden und verfaulen. Dort bilden sich Todeszonen, wo kein normales Leben mehr möglich ist. In der Ostsee als Binnenmeer, wo keine erheblichen Strömungen auftreten, ist dieser Effekt flächig zu beobachten - allerdings etliche Meter unter der Wasseroberfläche. Der Kreuzfahrtteilnehmer, der dort entlangschippert, wird das nicht unbedingt bemerken.

Auf der anderen Seite werden dann die davongespülten Nährstoffe aufwändig und teuer importiert oder auch energieintensiv produziert, weil sie ja fehlen. Der Anwender (Gärtner, Landwirt) wird es dann bezahlen, der Verbraucher in Folge auch.
Neuerdings sind auch Klärwerke beauftragt, unmittelbar aus dem Abwasser Phosphor zurückzugewinnen.

Wer misst und verkündet hier den ökonomischen, ökologischen und klimatischen Abdruck?

Eine unmittelbare Nutzung von Urin/Jauche ist jetzt keine Erfindung, wo sich Professoren auf die Schulter klopfen können, sondern das gab es schon immer, ist halt nur in unserer Zivilisiertheit verloren gegangen.
In anderen Ländern/Regionen kann man sich eine solche Verschwendung von Wasser schlicht nicht leisten und diesen Zivilisationsschritt dann vermutlich auslassen.

4) Die Wahrheit zum Phosphordünger: Es ist genug da im Boden, spätestens dann, wenn schon mal gedüngt wurde.
Allerdings: Pflanzen können Phosphor nur bestimmte Erscheinungsformen aufnehmen, der in den Boden eingebrachte Phosphor wird aber ziemlich schnell in andersartige Verbindungen aufgenommen. Daher enthalten die Düngeempfehlungen eine kräftige Überdüngung. Daneben ist Phosphor im Boden sehr immobil. Knapp neben der Pflanzenwurzel ist auch vorbei (nicht nutzbar).

Wie bekommt man das gelöst: Bodenleben (mal wieder).
Mykorrhiza
- Pilzglyphen sind nur ein Zehntel so stark wie Pflanzenhaarwurzeln und können sich Hohlräume erschließen, die für die Pflanze selber nicht erreichbar sind.
- Über Mykorrhiza kann die Pflanze ihren Wurzelraum verzwanzigfachen. Neben dem Nährstoffangebot hat das auch Wirkungen auf die Wasserversorgung.
- Über die Pilze werden regelrechte Ernährungs- und Informationsnetzwerke geschaffen, die Einzelpflanzen untereinander verbinden, und da auch Pflanzen unterschiedlicher Arten.
- Pilzglyphen sind Autobahnen für Bakterien und ermöglichen auch über diese Stofftransporte.
- Mikroben des Bodenlebens können aus Mineralien & Co. Nährstoffe lösen und in sich aufnehmen.

Man darf also von Boden-Ernährungs-Netzwerken sprechen. Das ist also eine ganze andere Welt als seinen Superdünger zu verstreuen, und nicht jeder versteht das.

So. Nun müsste man seinen Boden nur so bewirtschaften, dass das Bodenleben eine Chance auf Leben hat.
Schwarzbrache: Ohne Pflanzen, die das Bodenleben mit ihren Wurzelausscheidungen füttern, ist da Notstand angesagt. Auf nicht wenigen Flächen findet das von August bis Mai statt.
Tiefpflügen: Man kann sich vorstellen, was mit Netzwerken passiert. Durch das Drehen und Wenden kommen zudies Mikroorganismen in ungeliebte bis lebensbedrohende Bereiche.
Kunstdünger/Gülle: Sie vergiften Bodenleben. Mit konzentrierten Salz- und Ammoniaklösungen können die Zellmembranen der MO schlecht umgehen. Mit der Druckfütterung der Pflanzen über eingebrachte Salzlösungen werden zusätzlich ganze Fraktionen des Bodenlebens arbeitslos gestellt und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Leben kann man nicht einfach aus- und dann wieder anschalten wie elektrisches Licht.
Pestizide: Diese töten weit mehr als auf dem Beipackzettel steht. Dies dann auch nachhaltiger und längerfristiger als mancher meint.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von freestyle »

Ich sehe schon - ich bin naiv was solche Projekte angeht. Habe immer die Hoffnung es wird etwas nachhaltiges und längerfristiges dabei rauskommen.

Wohne ländlich, wir sind nicht am Kanal angeschlossen, haben stattdessen einen biologische Kleinkläranlage. Was Mikroorganismen leisten erfahren wir seit Jahren. Zum Glück läuft die Anlage sehr gut, was sicherlich auch daran liegt, dass wir sehr sorgsam mit den Chemikalen / Putzmitteln umgehen. Trotzdem wäre mir eine Komposttoilette lieber.

Vielen Dank für dein fundiertes Wissen Eberhard.

Gruß
freestyle
Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von Eberhard »

Habe immer die Hoffnung es wird etwas nachhaltiges und längerfristiges dabei rauskommen.
Man kann und will es ja nicht ausschließen.
Öffentliche Toiletten, die man auch aufsuchen kann, sind rar gesät. Wenn das dann auch noch beispielgebende technische Leuchttürme sind, die auch kostenmäßig einladend sind, würde man sich doch richtig freuen.

Wenn man das aber mit begrenzten abbaubaren Phosphatreserven in Verbindung bringt, sollte einem klar sein, dass da nur ein sehr sehr kleines Rad gedreht wird. Der Abwasserbereich ist da ein viel größerer Zielbereich bezüglich möglicher Erträge.

Biologische Kleinkläranlagen könnten da ausdrücklich auch ein Thema sein, so im Sinne örtliche Stoffkreisläufe. Die meisten sind ja kleine Privatanlagen, wo die Besitzer wissen und steuern können, was da hineinkommt. Und die Besitzer müssen relativ direkt bezahlen, wenn da Fehler passieren, also die Anlage nicht läuft. Man hätte also recht gute Ausgangsbedingungen, um eine örtliche einfache und billige Aufbereitung und Nutzung etablieren zu können.

Was ist die Praxis: Das geklärte Wasser lässt man unterirdisch versickern oder leitet es in Oberflächengewässer ein. Wenn man sich vor Augen hält, dass die erste Verarbeitungsstufe nur Kohlenstoff im Wasser abbaut und vieles andere noch verbleiben kann, so ist das gedüngtes Wasser. Könnte man das nicht einsetzen, um seinen Rasen, seine Sträucher und Bäume zu versorgen? Schon angesichts der anfallenden Wassermenge und der extrem trockenen Sommer der letzten beiden Jahre ein naheliegender Gedanke. Werden da offensiv Lösungen angeboten?

In einer Anlage, die gut läuft, hat man auch eine gute Mikrobiologie. Da ist dann auch der verbleibende Klärschlamm kein Sondermüll, sondern grundsätzlich geeignet für eine Nutzung als Lieferant für Nährstoffe und Spurenelemente, gerne über den Umweg über einen gut geführten längerliegenden Kompost mit höherem Holzanteil. Die Praxis: I.d.R. darf man offiziell diesen Schlamm nicht selber entnehmen, da erhebt der zuständige regionale Abwasserbetrieb Anspruch und Kosten darauf, geregelt von Satzungen, die dann Volksvertreter fixiert haben, die sich in ihrer Unwissenheit und Unflexibilität von Experten (mit einer gewissen Ausrichtung) steuern lassen.
Ich habe irgendwo gelesen, dass die großen Klärwerke Durchlaufzeiten von etwa 6 Stunden haben. Ob da eine ordentliche biologische Verarbeitung besser gelingen kann als in einem Kompost, der Monate liegt, könnte man mal vergleichend gegenüberstellen. Das wäre ein Forschungsthema, was sich lohnen würde.
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Re: Laubkompost

Beitrag von Wuseline »

Ich hab mir alte Bücher gekauft, 1850-1920, speziell zur Düngung, da gehts auch um Stallmist, Fäkal und Abortdünger.
Ich hab noch nicht viel gelesen, im Kompost wurd ein Loch gegraben, da kamen mit Kalk ( brandkalk? Glaub nicht) die Schlachtabfälle hinein, durch den Kalk zersetzt es sich schneller und wurde nach dem zersetzen erst mit dem Kompost gemischt.

Ich verwend auch dad Blut vom schlachten oder der Menstruation als Dünger, verdünnt. Auch die Knochen der Knochenbrühe. Eine Zeit lang gab ich Knochen in den Bokashi Eimer,( auch Schlachtabfall) hab nur Sorge, dass man damit Ratten anlockt.

Triaterra hat auf YouTube zum Thema Urin auch Videos, er sagt, dass Medikamente nach 4 Wochen im Kompost schon abgebaut sind, er empfiehlt belasteten Urin vorab zu fermentieren.
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Re: Laubkompost

Beitrag von Pfiffikus »

Hallo alle zusammen!
Eberhard hat geschrieben: So 29. Dez 2019, 14:09 Urin ist nicht nur bei Nährstoffen interessant, sondern auch schon bezüglich der Rotte im anzustrebenden C:N-Verhältnis.
Siehe auch Urin als Dünger.
Das ist wohl wahr. Sowohl die flüssigen, als auch die festen Ausscheidungen der Menschen sind wertvolle Düngemittel. Es ist löblich, dass nicht wenige Menschen diese Stoffe sammeln und im eigenen Garten nutzen. Merke: Wer mit Urin düngen möchte, sollte diesen mit Wasser verdünnen.

Doch das ist jetzt nicht ganz zu Ende gedacht. Rinder, Schweine und andere Tiere scheiden ebenso wertvollen Dünger aus. Auch in deren Stoffwechselprodukten sind Stickstoff, Phosphor und Kalium enthalten. Und das stelle ich unabhängig von der Art der Entmistung der Ställe fest.
Die oft verklärte Art des Ausmistens aus dem vorvergangenen Jahrhundert ließ den Urin weglaufen. Der Mist wurde mittels Mistgabel erfasst und landete letztendlich auf dem Acker.
Moderne Ställe kommen ohne Mistgabel aus. Kot, Urin und Einstreu werden mit Hilfe von Wasser aus dem Stall gespült und in großen Tanks gesammelt. Letztendlich enthält die Gülle genau die Stoffe, die hier in diesem Thema so hoch geschätzt werden. Aus diesem Grunde verstehe ich nicht ganz, weshalb der Einsatz von Gülle von vielen Leuten so pauschal verurteilt wird. Gülle ist nichts anderes, als Kot und Urin, mit Wasser verdünnt. Und deren Verwendung schont wertvolle Ressourcen.

Ja, Gülle kann in der Tat zum Problem werden. Wenn der Tierwirt von extern Futter zukauft, weil auf den eigenen Flächen zu wenig davon wächst, ja dann gibt es einen Überschuss und die Gülle wird zum Abfallstoff, der in großer Menge entsorgt werden muss. Dann ist der Landwirt versucht, dem Boden mehr Gülle zuzuführen, als die Pflanzen eigentlich brauchen. Ja, die Menge machts. Und wenn die zu groß wird, dann wird Gülle in der Tat ein Problem für den Boden und für das Grundwasser. Doch das liegt nicht an der Gülle, sondern am Umgang mit ihr.



Pfiffikus,
der kein Problem mit der Verwendung von Gülle hat, wenn diese sparsam verwendet wird
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Re: Laubkompost

Beitrag von Pfiffikus »

Glück Auf Eberhard,
Eberhard hat geschrieben: Mo 30. Dez 2019, 11:22Wenn man sich vor Augen hält, dass die erste Verarbeitungsstufe nur Kohlenstoff im Wasser abbaut und vieles andere noch verbleiben kann, so ist das gedüngtes Wasser.
mit Kleinkläranlagen kenne ich mich nicht so gut aus. Haben die denn keine Kammer zur Denitrifikation?
Große Kläranlagen (und sogar einige Fischteiche) haben solche Bereiche. Dann wird nur sehr wenig Nitrat an den Vorfluter abgegeben und die Effekte in den Meeren, die Du beschreibst, werden massiv reduziert.

Eberhard hat geschrieben: Mo 30. Dez 2019, 11:22Könnte man das nicht einsetzen, um seinen Rasen, seine Sträucher und Bäume zu versorgen? Schon angesichts der anfallenden Wassermenge und der extrem trockenen Sommer der letzten beiden Jahre ein naheliegender Gedanke. Werden da offensiv Lösungen angeboten?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand bestraft wird, wenn das Abflusswasser zum Teil im Garten verrieselt wird, um Gießwasser zu sparen und zu düngen.
Beim Klärschlamm ist es ebenso. Solange der sich noch innerhalb der Kleinkläranlage befindet, dürfte der Schlamm noch Eigentum des Betreibers sein, so dass Du ihn ohne Sanktion entnehmen darfst.

Eberhard hat geschrieben: Mo 30. Dez 2019, 11:22Die Praxis: I.d.R. darf man offiziell diesen Schlamm nicht selber entnehmen, da erhebt der zuständige regionale Abwasserbetrieb Anspruch und Kosten darauf, geregelt von Satzungen, die dann Volksvertreter fixiert haben, die sich in ihrer Unwissenheit und Unflexibilität von Experten (mit einer gewissen Ausrichtung) steuern lassen.
Meiner Meinung nach übersiehst Du hier ein Motiv der Volksvertreter für das Erlassen solcher Satzungen. Es gibt wahrscheinlich genügend Sparfüchse, die sich die Kosten der Klärschlammentsorgung sparen wollen und diesen lieber extensiv irgendwo im Boden oder sonstwo verschwinden lassen. Dann würde dasselbe passieren, wie viele Landwirte mit der Gülle umgehen. Durch diese Satzungen gibt es eben kein finanzielles Motiv mehr für diesen Umweltfrevel.

Eberhard hat geschrieben: Mo 30. Dez 2019, 11:22Ich habe irgendwo gelesen, dass die großen Klärwerke Durchlaufzeiten von etwa 6 Stunden haben. Ob da eine ordentliche biologische Verarbeitung besser gelingen kann als in einem Kompost, der Monate liegt, könnte man mal vergleichend gegenüberstellen.
Die Klärwerke haben nicht das Ziel, biologische Vielfalt herzustellen. Sie haben die Aufgabe, die Nährstiffe aus dem Abwasser zurück zu halten. Und das tun sie sehr effektiv. Das Wasser mag zwar in 6 Stunden da durch laufen. Der Klärschlamm bleibt aber länger in der Anlage und wird zum Beispiel in einem Faulturm biologisch aufbereitet.



Pfiffikus,
der es gut findet, dass neuerdings auch der Phosphor wieder zurück gewonnen werden muss
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Re: Laubkompost

Beitrag von freestyle »

@ Pfiffikus

Gülle könnte man behandeln und so die negativen Auswirkungen der Gülle, so wie sie jetzt ausgebracht wird vermeiden. Stichwörter sind hier Pflanzenkohle, EM's etc.
Heute ist es jedoch doch so, dass die Tanks am Ende des Winters überlaufen und auf Teufel komm raus ausgebracht werden muss. Sparsamer Umgang ist nicht möglich. Überdüngung und Zerstörung des Bodenlebens ist die Folge.

Was sollten die Landwirte deiner Meinung nach den mit überflüssigen Gülle machen. Jahrzehntelang ging es nur um immer mehr, immer größer. Das Verhältnis Landmenge zu Viehbestand sind in absoluter Schieflage. Ganz zu schweigen bei Mastbetrieben. Leidtragende sind wie so oft die kleineren Landwirte.

Aber dazu wollte ich eigentlich gar nichts schreiben. Eberhards Wissen ist da umfangreicher, er wird sich sicherlich noch äußern.

Kleinkläranlage. Das geklärte Wasser wird bei uns unterirdisch verrieselt. In welcher Tiefe dies geschieht kann ich leider nicht sagen. Da wir am Hang wohnen behaupte ich mal, dass die darunterliegende Bepflanzung etwas davon hat.

Die Kläranlage wird mehrfach jährlich kontrolliert. Dabei werden Proben entnommen und untersucht. Bei Abweichungen wird sehr schnell reagiert. (Dies musste ein Nachbar von uns erleben, nachdem sich die Personenzahl im Haushalt signifikat erhöht hatte. Die Anlage kam nicht mehr hinterher. Viel Spaß verstehen die Behörden da nicht.)

Bei der Kontrolle wird jeweils die Wassertiefe und die Höhe des Bodenschlamm ermittelt und festgehalten. Ebenso der Schlammanteil. Unsere letzte Wartung erst kürzlich und wir wissen schon jetzt, nächstes Jahr wird eine Leerung fällig.

Entnimmt man jetzt ein oder zwei 10 Liter Eimer Schlamm, würde man es sicherlich nicht nachweisen können, eine größere Entnahme wäre jedoch aufgrund der genommenen Daten nachweisbar und würde sofort zu Reaktionen der unteren Wasserbehörden führen.

Die Grubenentleerung ist relativ günstig. Was natürlich von der Größe der Anlage abhängig ist. Unser Grundstück wäre mehr als ausreichend um die entnommenen Menge aufzunehmen. Eine Überdüngung wäre ausgeschlossen.
Dürfen wir aber nicht. Stattdessen bekommen wir einen Gebührenbescheid der Stadt. Einfache Lösungen sind nicht gefragt. Teilweise kann ich es jedoch nachvollziehen, es gäbe genug Menschen, die Schindluder betreiben würden.

Gruß
Freestyle
Eberhard
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Re: Laubkompost

Beitrag von Eberhard »

dürfte der Schlamm noch Eigentum des Betreibers sein, so dass Du ihn ohne Sanktion entnehmen darfst
Besitz, Eigentum und die Freiheit, damit selber frei umgehen zu können, können gravierend unterschiedliche Dinge sein. Eigener Glaube ist da eine unbedeutende Fußnote.
kein finanzielles Motiv mehr für diesen Umweltfrevel
Ach wie schnell ist da jemand dabei, kompostartigen Dünger und Sondermüll gleich wieder auf eine Stufe zu stellen? (Was ich denk und tu, trau ich auch den anderen zu.)
Klar gibt es Frevler und Verbrecher. Aber gleich die ganze Gesellschaft vorbeugend in Geiselhaft zu nehmen und überzuregulieren ist dann der richtige Weg? Das dann gepaart mit dem Glauben an die Perfektion der Tätigkeit der Klärwerke und dem Glauben an vollständige, lückenfreie Überwachung durch unabhängige und fachlich versierte Kontrolleure? Ich kenne das von früher: "Die Partei hat immer Recht."

Störungen an der (eigengenutzten) Kleinkläranlage durfte ich schon zwei erleben. Einmal war der elektrische Strom (für Belüftung) unbemerkt längere Zeit ausgefallen, einmal nahm ein Haushaltsmitglied stärkere Antibiotika zu sich. Beides ist bestens geeignet, die wirkende Biologie absterben zu lassen und das Ganze ins Faulen und Stinken zu bringen. Ich kann sagen, die schriftliche Nachricht vom Landratsamt nach Erhalt der Laboranalysen hat helle Begeisterung ausgelöst, insbesondere die unvermittelte Androhung einer höheren Strafzahlung.
Man braucht sicher nicht sehr viel Phantasie, um nachzuvollziehen, dass wir im Umgang mit Haushaltschemikalien und anderen tödlichen Stoffen recht zaghaft und sparsam sind, bei der Entsorgung von Müll in die Anlage selbstredend auch. Da ist schon das Wegkippen von Milch ein Problem. Und jetzt überzeuge mich jemand, dass sich in der von mir genutzten Anlage Sondermüll ansammelt.

Kleinkläranlage ohne Klärschlammansammlung: So etwas gibt es als technische Lösung (fand ich mal bei einer Recherche). Da wird über eine kleine Pumpe das Schmutzwasser über Holzsubstrat verrieselt, das Filtrat geht zurück in die Anlage. Das Ganze ist dann etwas eingepackt, um Geruchsbelastungen auf eine Nichtwahrnehmbarkeit herunter zu bringen. Alles dann als Zusatzpaket zur normal funktionierenden Anlage.
Noch vor einer Prüfung auf Umsetzbarkeit vor Ort und Kosten versicherte mir der Fachbetrieb, die die Anlage turnusmäßig prüft, dass so etwas bei uns nicht genehmigungsfähig ist - obwohl er sich Funktionalität und Sinn sehr gut vorstellen kann, zumal er dieses System und weitere kennt.

Daneben versicherte er mir auch, dass Klärschlamm in einer biologischen Kleinkläranlage auch ohne Entnahme nach außen in der Menge abnehmen kann, eben weil da biologische Vorgänge stattfinden, was etwas sehr anderes ist als eine Stoffsammlung unter physikalischen und chemischen Gesichtspunkten. Das aber zu akzeptieren oder gar zu verstehen fällt dem Amt auch nicht leicht - dem fachlichen Urteil der beauftragten Fachfirma glaubt man doch besser nicht, wo käme man denn da hin.
Mit freundlichem Glück Auf!
Eberhard
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