Zuallererst bin ich kein Anwalt von anderen und kann das als Nur-Leser von einigen Publikationen mit eigener gedanklicher Verarbeitung, teilweise auch in Abstimmung mit praktischen Erfahrungen, gar nicht sein, insbesondere nicht mich vehement und beurteilend als Fachmann gebärden.
Zugleich sage ich aber auch, wer anderen alles glaubt, ist selber schuld. Die absolute und immerwährende Wahrheit hat meines Wissens nach niemand für sich gepachtet. Allerdings kann man auch aus einem kritisch bewerteten Kontext hilfreiche Informationen ziehen. Studenten des höheren Managements sollen sich durchaus mit dem Kapital von Karl Marx beschäftigen, weil die Analyse des Kapitalismus sehr treffend und immer noch aktuell ist. Gemachte Schlussfolgerungen in diesem Werk wird man aber anders beurteilen und nicht in der beschriebenen Weise umsetzen.
Weiterhin darf man für möglich halten, dass sich andere in einer anderen Gedankenwelt bewegen und so die gleiche Aussage von richtig in falsch mutieren kann und umgekehrt. Vielleicht kann man anerkennen, dass die eigene Gedankenmühle nicht die alleinige und ausschließliche ist und dass es da mehr gibt als die eigene Vorstellungswelt aktuell hergeben kann. Etwas Offenheit dazu und vorbeugende Toleranz können nicht schaden.
EM: In meiner ersten Berührung damit hatte ich die Information verinnerlicht, dass man vor allem die Wirkmechanismen verstehen sollte. Angebotene Rezepte sind nur mögliche Anleitungen. Vielfach werden bei Erklärungen EM mit Sauerkrautsaft gleichgesetzt. Wenn es um milchsaure Fermentierung geht, kann man auch genau diesen verwenden, so man diesen zur Verfügung hat. In Sauerkrautfabriken soll dieser zu hohen Kosten zu entsorgen sein. Leider kenne ich keine solche Fabrik in meiner Nähe.
EM sind eine Zusammenstellung von Mikroben, wie sie in der Natur häufig vorkommen, allerdings nicht gemeinsam. Durch die Kombination ergeben sich einige Sondereffekte. Die Zusammensetzung der Urlösung erfolgt aus laborreinen Mikrobenstämmen, ist also definiert und standardisiert und somit grundsätzlich unzertifiziert lebensmitteltauglich, was einem bei einer eigenen Herstellung und Mischung schwerfallen wird. Zudem sind EM in sehr kurzer Zeit in sehr großen Mengen bereitstellbar, z.B. zur Verwendung auf landwirtschaftlichen Flächen oder zur Sanitation von umweltbelasteten Flächen und von Mülldeponien. Insbesondere die Urlösung ist dann auch länger lagerbar. Damit hat man dann auch die Kriterien beieinander, die das Ganze zum Handelsgut machen. Dass damit auch Geld verdient wird, sollte man nicht wirklich beklagen, wenn parallel in Märkten Rinder- und Pferdedung, Wasser und vieles andere auch erfolgreich verkauft wird.
Wie gesagt: Für bestimmte gewünschte Effekte kann man sich selber mit etwas Zeit und Mühe eigene funktionsgleiche Mikrobenlösungen herstellen. EM ist für mich also vor allem ein Wirkprinzip und eine Stoffgruppe, mit denen viele inzwischen inhaltlich etwas anfangen können, und nur in Teilen dann das Produkt selber.
Desinfektion: Die chemische Keule ist sicher nötig für starke akute Belastungen und zur Absicherung von Risikogruppen und von Reinbedingungen z.B. bei Operationsräumen.
Allerdings: Wenn Sagrotan & Co. geeignet sind, die Biologie in meiner biologischen Kleinkläranlage zu erledigen, glaube ich nicht, dass so etwas in mir, auf mir und in meinem Umfeld gesund ist, schon gar nicht in dauernder Anwendung oder zur Vorbeugung.
Wer sich mit Kompostierung und damit verbundener Mikrobiologie beschäftigt, könnte wissen: Durch Vielfalt von Mikroben im Kompost, im Boden und sonst wo herrscht ein gesundes Klima, pathogene Keime, die es immer gibt, werden unterdrückt. Es gilt hier nicht, ob es etwas gibt, sondern wer Dominanz ausübt. Testweise in einen Komposthaufen eingebrachte Cholera- und andere Erreger waren bereits nach zwei, drei Tagen nicht mehr nachweisbar.
Aus der Situation heraus sind pathogene Keime aber sehr aggressiv und schnell. Gibt man ihnen Lebensraum und macht die Konkurrenz platt, kommen sie in die Lage, selber in Dominanz zu gehen und somit zu wirken. Eine vielfältige und gesunde Biologie wird also bei Miniinfektion und erst recht zur Vorbeugung sehr zuträglich sein, nachhaltiger als ein Reinraum. Krankenhauskeime heißen nicht nur so, weil sie dort vorkommen, sondern vielleicht auch, weil sie durch dortige Bedingungen gefördert werden.
An etwas Weiteres darf man denken: Mikroben gibt es seit Millionen von Jahren. Sie haben in diesen Zeiten auch widrigste Bedingungen überlebt, die sehr kurzen Vermehrungszyklen machen eine Anpassung per Mutationen möglich. Wenn man also Monster bekämpft, erzeugt man widerstandsfähigere Monster. Das ist wie Hase und Igel. Auch das kennt man ansatzweise am Beispiel der Krankenhauskeime.
Der übliche Ansatz zur Verwendung von EM & Co. ist dann auch eher, großflächig und -räumig verteilt zu werden, egal ob in Sauberkeit oder Dreck, um dann auch in solchen großen Dimensionen für ein positives gesundes Milieu zu sorgen und Pathogene nieder zu halten. Dies erscheint mir in Summe lebenswerter und gesünder, als sich per Isolation (räumlich und Ganzkörperkondom) und Gift gegen das feindliche Umfeld schützen zu müssen und diesen fortwährenden Kampf zu führen.
Mikrobenarmut - ja oder nein: Wenn dem Menschen gelingt, durch sein Tun Artensterben zu bewirken (Singvögel, Insekten uva.), macht dann dieses Tun einen Bogen um Lebewesen, die er regelmäßig nicht oder wenn, als Bedrohung seiner selbst wahrnimmt? Und man darf es auch glauben: Viele Segnungen der modernen Zivilisation sind auch in der dritten Welt bereits angekommen.
Die Monowirtschaften, die uns umgeben (einschließlich des Rasen im Vorgarten), das Gift gegen das durchwachsende Unkraut im Betonpflaster, die Haushaltchemie, Industriefutter (industriell produzierte und verarbeitete Lebensmittel), Medikamenten- und Drogencocktails, die weniger oder mehr selbstverständlich zu sich genommen werden, Gifte, die oh Wunder weniger schnell abgebaut werden als versprochen und also im Kreislauf der Lebensmittel mitlaufen - alles das hat keine Wirkungen?
Daneben gibt es Studien, die belegen, dass die Mineralstoffgehalte in Lebensmitteln seit dem Weltkrieg deutlich angenommen haben, Größenordnung 50 Prozent.
Gesundheit und Immunsystem:
Das ist so ein Allgemeinplatz. Was bedeutet das? Schon von einer Einzelperson wird man unterschiedliche Antworten bekommen, je nach Befinden und Situation (vor dem Essen, nach dem Treppensteigen, beim frühmorgentlichen Aufstehen usw.).Gesund leben sollte man so oder so
Daneben ändert sich unsere Welt. Fixpunkte sind gar nicht mehr so fix: „Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern“. Dem wird die zunehmende Anzahl von Apfelallergikern nicht zustimmen dürfen.
Apfelallergie
Zweites Beispiel:
Nicht Futter, sondern Heilpflanze
Gesundes Obst und Gemüse: Was man aus der Vergangenheit kennt, muss nicht mehr das sein, was man heute in den üblichen Märkten angeboten bekommt. Pflanzen bilden in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt Abwehrstoffe, die dann auch über die Nahrungskette wichtig als Sekundärstoffe für die menschliche Gesundheit sind. Wenn nun bei der "Erzeugung" wegen Monowirtschaft, Masse, verkaufsgerechten Aussehens Umweltbelastungen von den Pflanzen ferngehalten werden (in vitro, Wegspritzen von Schädlingen per Pestizide), werden solche Sekundärstoffe nicht mehr erzeugt und fehlen nachfolgend auch im konsumierenden Menschen. Das bringt einen nicht gleich um, aber viele der Zivilisationskrankheiten können da einen Teil ihrer Ursachen haben (Allergien, Krebs). Ein langfristiger "Entzug" wird seine Folgen haben ...
Beipielsweise aus der Werbung nimmt man wahr, dass in diversen Produkten wie Lebensmittel, Körperpflege, Spielzeug, Heimtextilien und -baustoffe, Medikamente neu bestimmte Dinge nicht mehr drin sind, Lebensmittel zunehmend bio sind. Das ist Grund genug, um es verkaufsfördernd hervorzuheben. Macht man sich da keine Sorgen ob der Vergangenheit, die man doch hat und in der man einiges kumuliert hat? Macht man sich keine Sorgen um gleichartige Dinge, die nicht aktuell in Bewusstsein und Diskussion sind und also auch gegenwärtig stattfinden können und werden?
Wie war das jetzt mit dem "gesund leben"? Etwas weiterführende Literatur, um - ich wage es kaum zu wiederholen - sich einige Anregungen daraus zu entnehmen:
Das Mikrobiom (ca. 40 Bill. Bakterien, Pilze, Archaeen und Viren) bildet die Basis des Immunsystems
Mikrobiom: Menschliche Gesundheit eng mit Mikroben-WG vernetzt
Ja, diese. Und weitere, die ganz sicher folgen werden. Das etwa war mein Thema.Es kommt auf unseren Gesamtzustand und unsere Vitalität an, wie gut wir diese Infektion wegstecken können.
Da unser Immunsystem nicht einfach vom Himmel fällt und so ist und bleibt wie es ist, wäre es doch gut besser zu wissen, wie es funktioniert, wie man es stärken kann, vor allem auch, wie man Schädigungen vermeiden kann, wie man diese Blackbox(?) auch in Eigenregie in einem guten Zustand führen und halten kann.
Ob die Infektion bei uns erst einmal ankommt, dann doch. Die Desinfektion und Isolierung haben schlicht die gleiche Zielrichtung.Aus diesem Grunde richtet sich die Infektion nicht nach dem Millieu, das wir selbst gestalten.
Dankbar bin ich für das Späßchen am Ende des Beitrages:
Ich würde behaupten wollen, dass wenn wir mit Holzspeer Mammute und Auerochsen jagen und unsere Veggie-Nahrung in Wald und Flur sammeln müssten, läge unsere Lebenserwartung deutlich noch niedriger.Als die Menschheit bis vor 10000 Jahren noch sehr naturbelassen und ohne Desinfektionsmittel lebte, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung zwischen dreißig und vierzig Jahren.