Kompostwürmer & Wurmfarmen

Hallo zusammen!

Ich habe vor etwa 4 Monaten aus Aufbewahrungsboxen je ca. 15L einen Turm gebaut und mit Kompostwürmer bestückt. Der Turm steht bei mir in der Küche damit meine Frau nicht wegen Kleinigkeiten immer zum Kompost raus muss.

Leider hat sich herausgestellt dass die Boxen für im Haus nicht ausbruchssicher genug sind und so hab ich vor etwa 2 Monaten eine neue Farm aus Euro Stapelboxen gebaut, Box ca 40L

Lief anfangs alles super mit ca. 500 Würmern aber letzte Woche ist die Farm gekippt... Habe die noch gesunden Würmer von Hand gerettet, die Box geputzt und neu befüllt.

Ausbruchssicher gemacht durch Fliegengitter über der Tee-Box und die anderen Boxen haben oben am Rand Tesa-Moll Schaumstoffband bekommen. In der Erde hängt ein Temperaturfühler der immer zwischen 21 und 24 Grad anzeigt (steht direkt am Fenster Richtung Osten).

Jetzt meine Fragen (schonmal DANKE!!! falls ihr bis hierher gelesen habt )
1. In die Farm kommen als Futter fast nur Reste von Salatgurken oder alte Kartoffeln. Die werden vorher etwas kleingemixt. Ist das zu einseitig?
2. Ich schätze ich konnte nachdem die Farm gekippt war nur etwa 250 Würmer retten. Soll ich nochmal welche kaufen und wenn ja wieviele? Die Boxen sind ja 36x56x20 cm und ich will nicht Jahre warten bis ich die nächste obendrauf setzen kann...
3. Hab mir noch ein Feuchte- und PH-Gerät im Bauhaus gekauft. Feuchte ist auf einer Skala von 1-10 jetzt etwa bei 6 und PH ganz knapp unter 7. Passt das?
4. Die unterste Lage hatte ich als erstes Zeitungsstreifen aus dem Aktenvernichter. Als ich die gekippte Farm geleert hab fiel mir auf, dass Strauß eine dichte, nasse Masse geworden war. Jetzt hab ich Klopapierrollen halbiert, als Tunnel aufgestellt und noch ne Lage dünne Zweite reingetan. Geht das auch?

Für alle die jetzt alles gelesen haben: nochmal DANKE
Ich hoffe ihr könnt mir beim "Neustart" etwas helfen.

Grüße aus dem Schwarzwald,
Benni

Hallo, so aus meiner Sicht:

1. In die Farm kommen als Futter fast nur Reste von Salatgurken oder alte Kartoffeln. Die werden vorher etwas kleingemixt. Ist das zu einseitig?

Ja, Du brauchst mindestens Kohlenstoffhaltiges Material dass Du hineinmixt, also geschneidertes Papier, Karton,.... Urgesteinsmehl bzw. Mineralmix wie Wurmwelten es in Pellets Form anbietet,... kann auch nichts schaden...Und pass auf mit der Menge an Futter, wenn Du mehr Fütterst als die Würmer verarbeiten können, kann es zur Heißrotte kommen und dann erzeugst Du Massenpanik in der Box => Flucht
Und gerade am Beginn würde ich Dir raten ein wenig fertigen Kompost, z.b.: Wurmhumus oder ähnliches mit hineinzugeben, das hat meiner Farm in der Anfangszeit sehr gut getan, damit fühlten sich die Würmchen gleich ganz heimisch. Sie haben dann eine Startbasis an Bakterien und Pilzen, die sie schön in der Farm verteilen können und die ja Ihre eigentliche Nahrung sind... Somit muß sich das Gleichgewicht nicht erst herstellen, da Du es ja gleich mit hineintust ;-)

2. Ich schätze ich konnte nachdem die Farm gekippt war nur etwa 250 Würmer retten.

Das ist mehr als ausreichend, wenn die Bedingungen gut sind, ich habe meine Farm mit c.a. 50 Würmchen gestartet, es dauert halt etwas länger bis sie voll eingelaufen ist.

Feuchte ist auf einer Skala von 1-10 jetzt etwa bei 6 und PH ganz knapp unter 7. Passt das?

Also PH 7 ist optimal..
Hm, die feuchte scheint mir etwas hoch, normalerweise brauchst Du nich extra anfeuchten damit die Farm gut läuft, denn die meisten grün Materialien haben hohe Feuchtigkeitswerte...

4. Die unterste Lage hatte ich als erstes Zeitungsstreifen aus dem Aktenvernichter. Als ich die gekippte Farm geleert hab fiel mir auf, dass Strauß eine dichte, nasse Masse geworden war. Jetzt hab ich Klopapierrollen halbiert, als Tunnel aufgestellt und noch ne Lage dünne Zweite reingetan. Geht das auch?

Wie gesagt würde ich Dir als unterste Lage fertigen Kompost empfehlen und Zeitungsstreifen, Klopapierrollenstreifen, etc. 1:1 zum Frischmaterial mixen. Ich z.b.: habe einen Papiersack mit Kartonschnipsel neben der Wurmfarm stehen und decke jedes neue Material das hineinkommt mit Schnipseln zu. Ich sollte dazusagen, dass ich meistens Kleinmengen in die Farm gebe, weil ich viel (unterschiedlichen) Tee trinken und die Abgekochten Kräuter dann in die Farm wandern.

Ich hoffe das hilft Dir,

Rainer

Danke Rainer! Das hilft mir schonmal.
Diese Lage mit Klopapier und Zweigen hab ich mit ca 5cm fertigen Kompost abgedeckt. Ich geb beim Füttern kleingerupfte Eierkartons mit dazu und ab und etwas gemörserte Eierschalen. Wenn wir Besuch haben, bekommen sie auch mal Kaffeepulver aber sonst trinkt keiner von uns Kaffee...
Im Moment sehr ich gar nix von meinen Würmchen, gibt aber auch keine Flüchtlinge. Kann das daran liegen, dass die sich jetzt erstmal durch den Reifen Kompost Futtern?
Nach der Kartoffelernte hab ich jetzt einige zusammen mit etwas Laub gehäckselt und mit Eierkartonschnipsel als Futter vorbereitet.

Zitat von Maeglingreat:

„als Futter fast nur Reste von Salatgurken oder alte Kartoffeln. Die werden vorher etwas kleingemixt. Ist das zu einseitig?“

Ja, das klingt ziemlich einseitig. Du solltest auf jeden Fall auch kohlenstoffreiche, stickstoffarme Materialien verfüttern, die nicht so schnell zusammensacken („Strukturmaterialien“), wie z. B.
- (Well-)Pappe- u. Papierstreifen, möglichst ungebleicht und nicht mit Farbe bedruckt. Papier nicht in zu großen Stücken und nicht mehrlagig übereinander, sonst kommt im feuchten Zustand kaum Luft durch.
- Stroh und andere trockene unverholzte Stängel (Verholztes braucht lange zum zersetzen)
- trockenes Laub (kein Walnuss: enthält wuchshemmende Stoffe / keine Buche, Eiche, Esskastanie, Nadeln: sind zu sauer u. brauchen lange für die Zersetzung).

Bei den feuchten Materialen kannst du fast alle Küchen- u. Gartenabfälle verfüttern (außer Knoblauch, Zwiebeln, Lauch/Porree, scharfe Gewürze, Salziges; Thuja, Knoblauch, Wermut). Je größer die Futtervielfalt, desto besser werden die Würmer mit Vitaminen u. Mineralstoffen versorgt und umso gehaltvoller wird der Wurmhumus. Zusätzlich sollte man noch Kalkpulver (z. B. Eierschalen) und Mineralstoffe (z. B. Mineral Mix, Urgesteinsmehl) zugeben.
Du musst das Futter nicht zu „Mus“ kleinmixen, denn dann ist die Gefahr der Fäulnis groß, da es kaum Luftporen im Futter gibt. Es reicht völlig aus, die Bioabfälle in kleine Stückchen/Streifen (nicht viel dicker als ca. 1 cm) zu schneiden/reißen. Diese kann man auch eine Weile an der Luft vortrocknen lassen, bevor man sie in die Wurmfarm gibt, dies ist aber nicht unbedingt nötig.
Bei Kartoffeln muss man aufpassen: Rohe Kartoffelreste zersetzen sich ewig nicht. Ich habe mal nach 8 Monaten Kartoffelschalen-Stückchen gefunden, die fast unzersetzt waren (nur etwas verschrumpelt). Vielleicht zersetzen sie sich schneller, wenn man sie vorher einfriert oder kocht. Gekochte Kartoffelreste können allerdings bei einem Standort im Freien (z. B. Terrasse, Balkon) Ratten u. Mäuse anlocken.

Zitat von Maeglingreat:

„Soll ich nochmal welche kaufen und wenn ja wieviele?“

Sind im Substrat viele Wurmkokons (ca. 2-4 mm groß, rund-oval bis zitronenförmig, gelblich-braun) vorhanden? Falls ja, werden in den nächsten Wochen daraus neue Würmer schlüpfen, die die Wurmpopulation schnell wieder erhöhen.
Falls die Wurmanzahl in den nächsten Monaten sehr lange nicht oder kaum zunimmt, würde ich 1000 neue Würmer kaufen, aber erst dann, nachdem alle anderen Probleme im Griff sind (also wenn es weder Fäulnis noch massenhafte Wurmflucht gibt).

Ich habe seit dem Neuaufbau keine Ausreißversuche mehr gesehen, sind auch selten Würmer an den Wänden wenn ich aufmache. Das sollte eigentlich ein gutes Zeichen sein... Ich sehe aber auch nur sehr selten welche an der Oberfläche wenn ich kurz reinschaue...

Das Futter kommt bei mir vorher in so einen kleinen Häcksler den man auch für Zwiebeln oder Knoblauch nimmt, hab den Würmern aber einen eigenen gekauft. Zusätzlich streue ich Eierschalen, vorher mit dem Mörser gemahlen, und rupfe Eierkartons klein. Wenn mein 1-jähriger Sohn mal was von seiner Banane übrig lässt kommt das auch rein oder Reste von grünem Salat, natürlich ohne Dressing.
Ich könnte auch ab und an bisschen Kräuter pflücken wenn das Sinn macht. Habe jetzt versuchsweise auch ein Gemisch aus gehäckselten Kartoffeln, Eierkartonschnipsel und Laub wie Eiswürfel eingefroren, ist aber noch genug Futter da, sodass ich nicht nachfüttern kann.

Sieht man die Kokons an der Oberfläche oder müsste ich danach graben? Ich sehe nirgendwo welche :-( Allerdings bin ich sehr sicher, dass ich die Probleme Feuchtigkeit, Luft und PH jetzt im Griff habe.

Ich will demnächst hier sowieso im Shop dieses schicke Kompost-Sieb für meine beiden großen Komposter bestellen. Wahrscheinlich bestellen ich dann die Würmer gleich mit. Soll ich dann auch so einen Beutel Mineralien mitbestellen oder braucht man das nicht zur Vermehrung?

Also ich hab einen Beutel mit Mineralien neben der Wurmfarm und der reicht schon ewig und hatte auch noch gar keine Probleme, also kann ich nur empfehlen!

An der Oberfläche sind bei mir auch fast nie Würmer, vor allem nicht unter Tags, also keine Sorge.

Kokons habe ich bisher noch kein einziges in meinem Kompost gefunden, und weiß genau dass welche da sein müssen, immerhin hat sich meine Wurmfarm total bevölkert von sehr sehr wenigen ausgehend.

Und ja Kartoffeln zersetzen sich schwer, ist auch logisch, denn immerhin essen wir die Teile die unter der Erde wachsen. Dafür habe ich dort wo ich Kompost verwende wild aufgegangene Kartoffeln ;-) Erstens schmecken sie gut, 2'tens machen sie die Erde locker und drittens halten sie den Giersch der in meinem Garten wuchert im Zaum.

Weiterhin gutes Gelingen, Rainer

Grüße an alle Wurmfarmer!
Ich hab die ersten drei Tage mit dem Wurmcafé gut hinter mich gebracht. Alle Würmer sind im Untergrund verschwunden. Keiner wollte fliehen. Na dann hoffen wir mal, dass alles ruhig bleibt. Wunderbar, dass es dieses tolle Forum gibt. Alle Fragen, die ich zum Start hatte, waren bereits gestellt und beantwortet. Ein herzliches "Dankeschön" für die gute Arbeit, die Ihr hier leistet!