Substrat immer zu feucht (und weiteres)

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wörmling
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Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von wörmling »

Hallo liebe Wurm-Experten,

ich habe seit März einen Wurm-Turm. Es ist so ein französisches Modell aus Plastik. Nach anfänglichem Überfüttern und erster erfolgreicher Ernte krankt es nun irgendwie am Substrat. Zwischendrin hatte ich mal eine Fruchfliegenplage, sodass ich den Inhalt der untersten Box auf die oberste verteilt habe, um es abzudecken. Seitdem ist alles irgendwie aus dem Tritt geraten.

Ich habe sehr (sehr!) viel Kartonage, Papier, Eierpappe zugegeben, nachdem es richtig matschig zuging. Bis auf die Tatsache, dass es jetzt keinen Wurmtee mehr hat, änderte sich nichts. Zwischendurch hatte ich einen "schwefeligen" Geruch drin und habe also regelmäßig vorsichtig umgegraben und Lüftungsschächte aus Klorollen gebaut. Mag sein, dass das mit dem Geruch von Trauben kam, die drin waren. Ich füttere saisonal, was in der Familie eben übrig bleibt oder verdirbt.

Dann fiel mir auf, dass viele Jungwürmer dabei waren, ohne Verdickung. Aber da die Freundchen erst nach einem oder zwei Jahren geschlechtsreif werden fand ich es nicht ungewöhnlich, da ich die Kiste auch mit Würmern+Wurmkokons gestartet hatte. Eine Todeswelle gab es natürlich am Anfang, gewöhnungsbedingt, danach aber nicht mehr. Und den Gestank würde ich auch erkennen. Die Würmer halten sich vorwiegend im obersten Segment oder unten in der Wurmtee-Wanne auf. In der Mitte knubbeln sie sich eher in den matschigen Bereichen, sind aber vital. Zwischenzeitlich waren sie sehr träge, das hat sich durchs Umgraben aber gebessert.

Futter, was jetzt noch drin liegt: vereinzelte Reste von Trauben, Radieschenreste, Blumenkohlblätter, Kartoffelschalen, Kaffeesatz, Blattwerk (Zimmerpflanzen, Radieschen, Salat, Kohl...)
Ergänzt wird durch Algenkalk (dieser Buchsbaumkalk, den man im Baumarkt bekommt), Urgesteinsmehl, Rasenkalk (einfacher Kalk ohne was darüber hinaus, gebe ich zu, wenn ich sehr viel Kaffee drin habe)
In der Kiste leben die üblichen Verdächtigen: Dendros haben Gesellschaft von Milben und Enchyträen (die u.a. in Knubbeln am Deckel hängen)

Jetzt - endlich die Fragen:
- Kann ein "Kippen" daran liegen, dass ggf. in der Mitte des Turms noch unverarbeitetes Material liegt? Der Kohl scheint denen nicht zu schmecken, gammelt aber auch nicht. Sie sind aber auch schon mit Porree fertig geworden, ich würde ihnen noch ne Chance geben.
- Sollte sich das Problem der Luftzufuhr nicht auch durch die Bewegung der Würmer selbst erledigen (wie in der Natur oder im Kompost?)
- wie kann ich die Feuchtigkeit reduzieren, wenn ich jetzt schon durch Pappe, Packpapier etc. kaum einen Erfolg erziele? Da ich die Fruchtfliegen-Plage hatte lagere ich die Abfälle nun gar nicht mehr ab (sodass sie trocknen könnten)
Worma
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von Worma »

(willkommen)
Hallo Wörmling,
willkommen hier im Forum! Du hattest ja schon mal einen guten Start mit deiner Kiste, dazu gratuliere ich dir. Denn gerade der Start ist oft etwas heikel. Nun hast du aber Probleme?! Ich will mal - ohne Anspruch auf Extertentum - meine Gedanken dazu schreiben:
Probleme entstehen oft, wenn Futter verklumpt, keine Luft reinkommt und die anaerobe Zersetzung stattfindet. Was du alles in der Kiste hast, klingt nach ziemlich viel. Hast du die Futtermenge an die Freßkapazität deiner Judels angepasst?
Kohl ist nicht gerade die Leibspeise der Würmer und stinkt, wenn er sich zersetzt. An deiner Stelle würde ich die Kohlsachen rausnehmen, sie könnten den schwefeligen Geruch verursachen (btw: Auch Blumenkohlblätter kann man in der Küche verwerten: Kleinschneiden und sauer fermentieren oder im Gemüseschneider zerkleinern und anbraten oder mit anderen Resten zu einer Gemüsebrühe auskochen...)

Das Problem der Luftzufuhr ist in den Kisten anderes gelagert als in der Natur oder im Komposthaufen. In der Kiste ist einerseits die Würmerdichte sehr viel höher, andererseits gibt es längst nicht die Menge an "Füllstoffen" wie Erde, Sand, Äste, Schalen etc., so dass das Substrat viel kompakter ist. Deshalb müssen wir Wurmkistenhalter*innen u.a. die Luftzufuhr im Auge behalten.

Um die Feuchtigkeit zu reduzieren kannst du ausprobieren, zwei, drei Wochen nur Pappe und Mineralpelletes zu füttern und jegliche Feuchtigkeitszufuhr zu unterlassen. Im Substrat finden die Judels ja noch erstuanlich lange immer noch was zu fressen. Zur Unterstützung könntest du die Kiste offen stehen lassen, damit Feuchtigkeit verdunsten kann. Oder die Oberfläche mit einer Lage Zeitungspapier abdecken, die du regelmäßig wechselst, wenn sie feucht geworden ist.

Ich wünsche dir viel Glück mit deiner Ksite und den weiteren Schritten!
Sonnige Grüße
Worma
wörmling
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von wörmling »

Hallo Worma,

danke für die guten Ideen und Tipps. Ja, stimmt, durch die Wurmdichte und den Mangel an Faserstoffen bzw. auch Holz oder anderem Grobmaterial ergeben sich tatsächlich physikalische Probleme.
Offen stehen lassen hat zwischenzeitlich zu einer Fliegenexplosion geführt. Ich lüste sie nun nur noch regelmäßig aus, wenn ich eh lüfte. Manchmal denke ich, dass es vielleicht doch mit dem Plastik ein dysfunktionales System ist. Aber ich fahre ja noch nicht so lange in dieser Konstellation, sodass ich (noch) nicht auf Holz wechseln möchte.

Interessant, dass der Geruch auch vom Kohl kommen könnte. Die Sachen habe ich im Auge und im Moment scheint sich ein bisschen was zu tun. Etwas davon nehme ich nun aber raus.

Danke!! (wave)
Worma
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von Worma »

wörmling hat geschrieben: Sa 27. Nov 2021, 21:07 Manchmal denke ich, dass es vielleicht doch mit dem Plastik ein dysfunktionales System ist. Aber ich fahre ja noch nicht so lange in dieser Konstellation, sodass ich (noch) nicht auf Holz wechseln möchte.
Es gibt hier im Forum Berichte von Leuten, die eine Kiste aus Holz und eine Kiste aus Plastik im Vergleich benutzt haben. Wenn ich mich recht erinnere, war das Fazit, dass in der Holzkiste die Feuchtigkeit insofern ein Problem ist, dass das Holz wirklich gut davor geschützt werden muss, weil es sich sonst verzieht und die Kiste undicht werden kann. Außerdem besteht die Gefahr, da das Holz Feuchtigkeit aufnimmt, dass das Substrat zu trocken wird.
Wenn du also Holz als Alternative zu Plastik in Betracht ziehst, erkundige dich doch nochmal zu Vor- und Nachteilen beider Materialien. Ich stell mir vor, dass kann einigen Frust ersparen. 8-)
Sonnige Grüße
Worma
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von Worma »

viewtopic.php?t=1724&hilit=holz
da kannst du mal stöbern :P
wörmling
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von wörmling »

Klasse, danke für die Hinweis und den Link. Ich habe es mal quer gelesen und es deckt sich ja doch stark mit dem, was ich hier erlebe.

Ich bin gespannt. Der Geruch hat sich verflüchtigt (wobei das hier nicht alle im Haushalt sagen, aber ich finde es jetzt wesentlich besser). Die Würmer sind auch wieder aktiver, unten steht eine sehr feuchte Schicht, in der aber erhebliche Bewegung herrscht. In einer der oberen Kiste habe ich heute eine erhebliche Menge Kokons gesichtet. Das, was man mit bloßem Auge beim Draufschauen entdeckt, ist schon viel, finde ich.

Ich hab es eben schon im anderen Thread geschrieben. Meine Dendros sehen übrigens gesprenkelt aus - also teilweise. Ich dachte immer das liegt daran, dass ich zermahlene Eierschalen füttere. Weißt Du da zufällig mehr?

Außerdem sind auch immer noch ein paar sehr schlappe, "platte" Freunde in der Kiste. Ich weiß nicht so recht, wie ich denen auf die Sprünge helfen kann. Ich lege manchmal welche oben auf, die ich beim Durchschauen der Kammern finde. Die sind dann auch innert Stunden wieder weg - also schon "mobil" aber nicht direkt quierlig sondern eher apathisch, wenn man sie aufnimmt.
Worma
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Re: Substrat immer zu feucht (und weiteres)

Beitrag von Worma »

Hallo Wörmling,
wörmling hat geschrieben: So 5. Dez 2021, 20:07 Ich hab es eben schon im anderen Thread geschrieben. Meine Dendros sehen übrigens gesprenkelt aus - also teilweise. Ich dachte immer das liegt daran, dass ich zermahlene Eierschalen füttere. Weißt Du da zufällig mehr?
"Wissen" ist zu viel gesagt, aber ich kenne die Beobachtung auch. Ich geb immer gemahlene Eierschale zum Futter dazu, damit sie was zum Zerreiben haben. Der Wurmmann hat mal geschrieben, dass die Eierschale weniger als Kalklieferant dient, sondern als Sandersatz.
Gleich, welche Wirkung sie haben, die Judels nehmen die Eierschalen auf, wenn sie klein genug sind (die Schalen). Ich vermute auch, dass sie (die Würmer) deshalb gesprenkelt aussehen, weil die hellen Schalen durch die dünnen Haut zu sehen sind.
wörmling hat geschrieben: So 5. Dez 2021, 20:07 Außerdem sind auch immer noch ein paar sehr schlappe, "platte" Freunde in der Kiste. Ich weiß nicht so recht, wie ich denen auf die Sprünge helfen kann. Ich lege manchmal welche oben auf, die ich beim Durchschauen der Kammern finde. Die sind dann auch innert Stunden wieder weg - also schon "mobil" aber nicht direkt quierlig sondern eher apathisch, wenn man sie aufnimmt.
Als solche Kollegen kenn ich in meiner Kiste, ohne dass ich die genau Ursache wüsste. im Sommer hab ich Würmer auch draußen im Balkonkasten, dort sind sie nie so schlaff und platt. Es muss also schon was mit den Halltungsbedingungen zu tun haben. Allerdings, wenn ich die Schlaffis lange genug auf den Fingern lasse, straffen sie sich irgendwann, zeigen mehr Muskeltonus und verschwinden. Ob immer die gleichen Individuen so schlapp sind oder ob das ein zhustand ist, in den mal dieser, mal jener Wurm verfällt, ist mir auch nicht klar.
Doch solange der Umsatz in der Kiste stimmt und genügend "Gewusel" vorhanden ist, geb ich zum Futter weiterhin Eierschlae, Mineralmix, Papier, .... dazu und lass sie sein, wie sie sein wollen.

Sonnige Grüße
Worma
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