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Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Do 8. Dez 2011, 17:48
von lila.choc
Hallo Ihr Wurmfarmer,
seit knapp 2,5 Monaten doktere ich jetzt mit meinem Wurmcafé herum - an dieser Stelle vielen Dank an Jasper und seine hilfreichen Tips! -, verzweifele zwischendrin immer mal wieder, aber bleibe verhalten optimistisch.
Ich versuche auch immer mal wieder, hier im Forum zu lesen, aber leider schaffe ich es nur selten online - und außerdem habt Ihr alle soviel Ahnung, das ist ja echt frustrierend...

Jetzt aber mal zu zwei konkreten Fragen:
a) Mein Freund hat früher mit Regenwürmern gearbeitet, die nur Pferdemist zu fressen hatten, und die sind super gediehen. Habt Ihr da Erfahrung mit, und kann ich einfach normalen Mist nehmen - klar, das mit der Entwurmung klären -, oder muß ich den mischen, trocknen, anreichern? Auf Salat stehen meine nämlich nicht so sehr, zumindest fressen sie echt wenig. Und irgendwie hat sich auch das Substratniveau bisher nicht signifikant erhöht, meine ich zumindest.
b) Direkt mit der ersten zusammenhängend: Ich habe jetzt schon öfter gelesen, daß die Abfälle eingefroren werden sollen, weil durch das Zellaufbrechen das Fressen erleichtert/beschleunigt (?) wird. Ist das Einfrieren also effektiver als "Vorgammeln"? Ich lasse den Salat (holen wir immer als Abfälle beim Bio-Supermarkt, weil wir kaum was wegwerfen) in einem kleinen offenen Eimer ca. 1 Woche stehen und verfüttere ihn dann erst. Z.T. ist der Salat dann nur noch schwarze Glibberbrühe, z.T. gerade mal angewelkt (ts, die Wunder der Mikrobiologie...

). Aber ist das besser/schlechter als/genauso gut wie die Eismethode?
Vielen Dank,
lila.choc
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Do 8. Dez 2011, 18:39
von Wurmmann
Hallo Lila,
also Einfrieren geht schneller und erledigt alle Zellen auf einmal. Daskann - je nach Menge - ganz schön viel werden. Das ist nicht immer sinnig (Hunger Notfälle ausgeschlossen). Vorgammeln macht da mehr Sinn.
Lass mich noch mal ein paar Fragen stellen: Fliehen die Würmer? Wie warm stehen Sie? Wie viel Futter wird wann gegeben (also 2 händevoll x2/Woche oder so)?
Wie erkennst Du das die Würmer nicht genug fressen? Verschwindet das Gemüse unter der Hanfmatte nicht und stinkt?
Pferdemist ist - abgesehen von Entwurmungsmitteln und Insekten die dadurch eingeschleppt werden - eigentlich immer gut. Am besten ganz frisch und nicht mit Urin in Kontakt gekommen sein. Ich weiss aber nicht ob es wirklich Sinn macht die Würmer an etwas zu gewöhnen was Du extra anschleppen musst. Da würde ich lieber am Anfang die Gemüsereste kleiner schneiden um für die Bakterien eine größere Angriffsfläche zu bieten. Etwas mehr Abriet die aber den Bakterien helfen kann...
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Do 8. Dez 2011, 19:09
von lila.choc
Ah ja, gut zu wissen.
Zu den Fragen:
Die Würmer fliehen v.a. in den Tee-Behälter, mittlerweile seltener auch auf den Boden. Wie Du gesagt hast, ist der jetzt Hahn meistens offen, und ein Eimerchen steht drunter.
Leider nur so bei ca.10°C - wir haben einfach keinen besseren Platz als im unbeheizten Flur an der Außenwand. Wir haben aber den Korpus der Farm mit so einem Pflanzenschutzvlies (diese dünnen, nicht Jute) ummantelt, damit es etwas besser ist (Deckel und Rand sind ganz frei).
Futter: 1x pro Woche so ein großer Joghurteimer (1l) voll plus 1 Handvoll (meine sind nicht so groß) je Futterpellets und Mineralmix, dazu Pappe (war mit 4 Klorollen letzte Woche aber zu viel, es ist noch fast alles übrig. Und auch die Zeitungen der Woche zuvor hatten sie kaum angerührt.)
Naja, als ich die Farm Ende September begonn, haben sie nach 2 oder 3 Wochen mehr gefressen als jetzt (= war schneller weg), bis es dann halt deutlich kälter wurde (bei uns in der Pfalz blieb es lange schön sonnig und relativ mild). Nein, da stinkt nichts, aber es sieht halt nach einer Woche nicht so viel anders aus als zum Fütterungszeitpunkt. Plus: Ich hatte Dir ja die Fotos von dem bizarren Schimmeldings im Deckel schicken lassen. Das Dings ist jetzt weg, dafür sitzen Dutzende dieser kleinen Mini-Milben (?) (die kleinen kugeligen) im Deckel und auf dem Rand.
Wie klein ist denn "klein", so in Zentimetern (also, generell und jetzt für den Moment)?
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: So 11. Dez 2011, 19:58
von Wurmmama
Kleinschneiden... ein paar Mal kreuz und quer mit dem Messer drueber.
Ich wuerde mir das Einfrieren sparen, sondern lieber kleinschneiden und ein bisschen mit dem Wurmfarminhalt mischen. So wird der Abfall gleich von den richtigen Organismen besiedelt, die ihre Arbeit aufnehmen muessen, damit die Wuermer dann loslegen koennen.
Die Temperatur ist nicht so toll, ich merk's grad selber, meine Jungs haben ganz schoen nachgelassen, bei uns im Keller sind nur so 12Grad, bissl wenig.

Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Mi 14. Dez 2011, 18:02
von lila.choc
Hm, sorry, wenn ich nervig erscheine, aber ich weiß jetzt immer noch nicht so genau, wie klein das etwa wäre, denn je nachdem, ob ich über einen Apfel oder ein Stück Salat ein paarmal rüberschneide, sind die Stücke ja dann unterschiedlich groß. Also, reden wir eher von ca. 7 cm großen oder von max. 2 cm großen Stücken, oder sogar noch kleiner?
Und wegen des Mischens mit dem Farminhalt: Nimmst Du vorher was raus und packst das ins Futter, oder arbeitest Du das Futter direkt in die Farm ein? Bei der zweiten Variante: Störst Du da nicht die Würmer sehr?
Danke nochmal
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Mi 14. Dez 2011, 18:31
von Flomax
Hallo lila.choc (darf man Dich auch Milka nennen? :-))
sinniges Zerkleinern von Futter bewegt sich in etwa im dem Bereich wie man Zwiebel klein schneidet, um sie in der Pfanne anzubraten. Also in Würfel schneiden mit ca. 3-5 mm Kantenlänge. Je kleiner umso größer die Oberfläche und somit auch die Angriffsfläche für die Mikroorganismen.
10°C ist für eine Wurmfarm schon ganz schön kalt. Bei dieser Temperatur geht der Umsatz ganz enorm zurück. Denn nicht nur die Würmer arbeiten ab 10° und darunter nicht mehr so fleißig, sondern auch die Futteraufbereiter, die Mikroorganisnmen werden immer träger je kälter es wird.
Das frische Futter in das Substrat der Farm leicht ein zu arbeiten, das ist ausreichend. Bei gut eingefahrenen Farmen, die älter sind als ein Jahr, reicht es immer das Futter nur oben auf zu streuen.
Gruß
Flomax
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Mi 14. Dez 2011, 23:59
von Wurmmann
besonders:
sinniges Zerkleinern von Futter bewegt sich in etwa im dem Bereich wie man Zwiebel klein schneidet, um sie in der Pfanne anzubraten.
Das werde ich in die FAQ übernehmen!
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Di 20. Dez 2011, 19:53
von dynamind
Ich bin kein grosser Freund von zu kleinem zerkleinern denn man riskiert, dass das Futter matschig wird und anaerob und dann ist buchstäblich die Kacke am faulen. Wenn schon sehr klein zerkleinern dann auch mit Pappe mischen oder trockenere Stücke unterheben und auf eine ausgewogene Feuchtigkeit achten.
Wenn meine Wurmfarm richtig gut in Fahrt ist (bei Temperaturen zwischen 25 und knapp 30 Grad) kann ich auch grosse Stücke (ganze Möhren oder Äpfel) einbringen und das wird alles gut und schnell verarbeitet. Meine Farm steht jetzt aber auch schon seit ca. 1 1/2 Jahren und ist schon sehr "vital" - also ich denke ich habe reichlich Mikroorganismen.
Die Temperatur ist aber ein entscheidender Faktor ob das Futter (von den Mikroorganismen) schnell genug verarbeitet wird (bevor es fault). Wenn meine Wurmfarm "aktiv" ist und die Mikroorganismen arbeiten liegt die Temperatur bei mir einige Grad über der Aussentemperatur. Wenn sich Aussentemperatur und Innentemperatur angleichen (und die biologische Aktivität runterfährt) kann man das Füttern stark reduzieren um Fäulnis zu verhindern. Im Moment habe ich z.B. eine Aussentemperatur von 15 Grad und eine Innentemperatur von 21 Grad also noch eine relativ gute Bio-Aktivität in der Kiste - ich füttere aber trotzdem nur ca alle zwei Wochen weil ich seit meinem letzten "Winterdrama" etwas vorsichtiger geworden bin
10 Grad ist zu kalt für die Futtermenge die ihr im Moment reinkippt (und für eine relativ neue Farm). Ich würde erstmal alles ruhen lassen bis das bisher gefütterte zersetzt ist. Wenn es anfängt faulig zu stinken würde ich auch wieder was rausnehmen. Wenn ihr keinen wärmeren Platz findet müsst ihr euch vermutlich bis zum Frühjahr gedulden um die Farm wieder auf Touren zu bringen.
Achtung: bei kalten Temperaturen ist schnell mal überfüttert und Fäulnis und übersäuerung können dann die komplette Wurmpopulation ausrotten (wobei sie sich auch davon wieder erholen kann). Nach meiner Erfahrung kann man sie aber kaum "aushungern" - zu wenig füttern ist also ungefährlich(er).
Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: So 1. Jan 2012, 19:53
von lila.choc
Hallöchen,
vielen Dank für die Infos. Und da kommt schon die nächste Frage: Faulig riecht es eigentlich nicht, dafür am Boden der zweiten, oberen Schale (also dem Berührungspunkt mit der ersten inklusiver "Cliffhangern" (seit ca. 2 Wochen drauf) sehr stark bäh, kann ich nicht definieren - extrem wurmig, einfach nach nichts, was ich kenne (beinhaltet diverse Schimmelpilzstadien, Tierextreme verschiedenster Spezies, ungeputzte WCs, Kadaverguch unterschiedlicher Altersgrade, Zimmergeruch bettlägeriger (alter) Menschen, Buttersäure, zu lange nicht gereinigte Tierkäfige, ewig unbenutzte, dem Schimmel oder Altern überlassene Häuser/Whg.en). Normal oder mal wieder Spezialfall bei mir?
@ Flomax: Mensch darf mich gerne so nennen, das träfe aber nur einen Teil der Bedeutung...

Re: Pferdemist als Futter/Gammeln vs. Einfrieren
Verfasst: Mo 2. Jan 2012, 02:03
von dynamind
Liegt die obere Schale direkt auf dem Substrat der unteren Schale?
Nach meiner Erfahrung (hier nachzulesen
viewtopic.php?f=4&t=528 ) muss man unbedingt aufpassen, dass sich die unteren Schichten mit Wurmkompost nicht verdichten und das Substrat darunter deswegen keinen Sauerstoff mehr bekommt. Mir ist vermutlich deswegen einmal die komplette Farm umgekippt.
NImm am besten etwas Substrat aus der zweiten Schale heraus und lockere es alles gründlich auf.
Als meine Wurmfarm umkippte stank es auch ganz grässlich - auch der Wurmtee roch ziemlich widerlich.